Psychotherapie

Ablauf der Behandlung

In den ersten, sogenannten probatorischen Sitzungen (Erprobungsstunden), ist es wichtig zu erspüren, ob Vertrauen, Offenheit und Passung der Persönlichkeiten ausreichen, um eine fruchtbare Arbeitsatmosphäre herzustellen. Das gibt auch Ihnen die Gelegenheit, ihre Motivation zur Veränderung zu überprüfen und den persönlichen Arbeitsstil der Therapeutin zu erfahren. Um ein ganzheitliches Verständnis der Symptomatik zu erreichen, soll der Zusammenhang zwischen aktueller Problematik, der Lebensgeschichte und der persönlichen, gewachsenen Eigenart, mit Konflikten und Beziehungen umzugehen, deutlich werden. Oft wird schon anhand des individuellen emotionalen Kontakts im Gespräch deutlich, wie die Fähigkeit kreative Lösungen zu finden behindert ist. Am Ende dieser ersten Phase, die bis zu fünf, resp. acht Sitzungen umfasst, sollen als Ergebnis Diagnose und die Wahl des geeigneten Therapieverfahrens stehen.

Therapieverfahren

Unter Umständen ist zunächst, gerade bei psychosomatischen Erkrankungen oder akut bedrohlichen Symptomen eine stationäre Behandlung sinnvoll, die erst die Voraussetzungen für eine ambulante Therapie schafft. Bis ein passender Platz gefunden ist, kann dem eine stützende therapeutischen Begleitung vorausgehen. Möglicherweise ist aber auch eine Verhaltenstherapie sinnvoll, die für umschriebene Symptome und vorwiegend kognitive Veränderungen hilfreich ist.

Sollte sich herausstellen, dass ein psychodynamisches Verfahren Erfolg versprechend ist und die Aufnahme der Psychotherapie angestrebt wird, muss ein Antrag an die Krankenkasse gestellt werden.

_DSC7692Sollte eine Kurzzeittherapie in Frage kommen, wenn es z.B. um einen eng begrenzten Konflikt geht oder Ausmaß und Hintergrund der Symptomatik in den probatorischen Sitzungen noch nicht ausreichend geklärt werden können, beantragen Sie die Behandlung auf einem Formblatt, dem ich kurze ärztlich-therapeutische Angaben zu Diagnose und Behandlungsform auf einem weiteren Formblatt beifüge.

Soll eine tiefenpsychologisch fundierte Langzeittherapie, die im ersten Schritt 50 Sitzungen wöchentlich umfasst, beantragt werden, so ist von mir ein umfangreicher, mehrere Seiten umfassender Bericht zur aktuellen Symptomatik, Lebensgeschichte, Psychogenese, Behandlungsplan und Prognose zu verfassen, der in anonymisierter Form von der Krankenkasse an einen Fachgutachter weiter geleitet wird. Bis zur Genehmigung vergehen ca. vier Wochen. Wenn die Therapie über das beantragte Stundenkontingent hinaus verlängert werden soll (bis zu insgesamt 100 Stunden sind möglich), muss ein erneuter Antrag über den bisherigen Verlauf vorgelegt werden.

In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie geht es darum, aktuelle Erlebnisse, Symptome und Konflikte in Beziehung zu setzen mit der Lebensgeschichte, wie sie sich in der subjektiven Erinnerung zeigt (wir überarbeiten unsere Erinnerungen ständig, es gibt daher keine objektive Lebensgeschichte) und fokussiert zu erleben und darüber zu verstehen, was bislang sich nur im störenden Symptom äußern konnte. Dabei ist die Therapeutin nicht allwissend, sondern wird mit Ihnen zusammen fragend und forschend der Krankheit auf den Grund gehen und mitunter neue Lösungsmöglichkeiten finden. Das Unternehmen einer Höhlenforschung, wo der Kegel des Lichts mal hierhin und mal dorthin leuchtet, mag das besser verdeutlichen. Dabei verschwinden manche Symptome schon nach verblüffend kurzer Zeit. Aber es gibt wie bei jeder Unternehmung auch Schwierigkeiten. So werden Sie sich nach belastenden Sitzungen vielleicht erschöpft fühlen, oder die Symptome (gerade bei Traumatisierungen) nehmen vorübergehend zu. Wichtig ist, dass Sie alles was Sie beschäftigt, auch wenn es Ihnen unwesentlich erscheint, mitbringen. Erfahrungsgemäß führt dieses Vorgehen früher oder später zum ‚Dringlichkeitspunkt‘ und ist hilfreicher, als wenn sie sich bemühen, nur scheinbar Wichtiges zu erwähnen oder gar die Stunde vorzuplanen. Hierzu ein anderes Bild: Wenn wir am Nachthimmel einen Stern sehen wollen, müssen wir auch ein wenig daneben schauen, um ein klares Bild zu bekommen.

In Ausnahmefällen kann eine begleitende medikamentöse Behandlung sinnvoll sein, die dann in der Regel durch eine psychiatrische Mitbehandlung erfolgt, die darauf spezialisiert ist das jeweils geeignete Medikament auszuwählen und etwaige unerwünschte Nebenwirkungen zu kontrollieren.

Sollte sich – evtl. nach einer Kurzzeittherapie – herausstellen, dass Ihre Symptomatik tief in Ihrer Persönlichkeit und Ihrer Lebensgeschichte verankert ist, ist eine psychoanalytische Psychotherapie indiziert, die zwei bis drei Sitzungen in der Woche umfasst und in der Regel im Liegen durchgeführt wird.